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Ob es sich um wundersame Märchen, dunkle Sagen oder tolldreiste Geschehnisse handelt - Jürg Steigmeier, der todernst augenzwinkernde „Hinterwäldler“ aus Zurzach, verleiht dem Imaginären, dem Körperlosen eine Stimme, die nicht überhört werden kann. Dieser Geschichtenerzähler verkörpert so ziemlich exakt das, was man sich in seinen eigenen, weit zurückliegenden Kindertagen sehnlichst gewünscht hatte: das Fleisch gewordene Märchen. Es kann, darf, will gestaunt werden, mit welch leichtfüssiger Lebendigkeit hier vorgetragen wird, sodass auch Erwachsene - im Normalfall ja nicht gerade die geduldigsten Zuhörer - in Bann gezogen werden.
Steigmeier rezykliert also keine alten Texte. Mit jedem Märchen, das er erzählt, erschafft er zugleich Neues.
Begleitet wird Steigmeier von Christine Lauterburg und Dide Marfurt. Die Bernerin hatte Mitte der neunziger Jahre durch ihre experimentelle Verbindung von Technoklängen und traditionellem Jodel den helvetischen Urgesang aus der volkstümlichen Genickstarre befreit und auf erfrischende Weise belebt. Der Zürcher Musiker spielt längst vergessene Volksmusikinstrumente wie Sackpfeife und Drehleier.
Mit den Geschichten Jürg Steigmeiers harmoniert Lauterburgs und Marfurts unkonventioneller Zugang perfekt. Ihre musikalischen Miniaturen, die mittels Stimme und Instrumenten deutlich machen, wie stark Tradition und Experiment (oder Weiterentwicklung) doch zusammengehören. Die „Fusion“ dieser „Freinaturen“ jedenfalls ist in jeder Hinsicht ein spannendes Ereignis.
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